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Seniorenzentrum Bongert

«Ich liebe das Saubere, das klar Geschnittene,

aber es muss auch nach den Seiten hin ausgreifen können,

es muss sich umwenden können und dadurch Distanz schaffen,

es muss Schweigen erzeugen oder Leere,

wie man will, damit die Form vibrieren kann.»

 

Dieses Zitat Eduardo Chillidas, des baskischen Bildhauers, stand bei der Formfindung des Hauses Pate. Der Baukörper wird einerseits massstäblich auf alle Seiten hin unterschiedlich reagierend in seine Umgebung hinein modelliert und tritt mit der kräftigen Landschaft in einen Dialog. Gleichzeitig wird der Baukörper von innen heraus ausgehöhlt. Es wird Leere geschaffen, um Orte der Gemeinschaft zu generieren. Eine zentrale, dreigeschossige Halle im Zentrum des Baukörpers verbindet alle Wohnungen, aber auch die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss miteinander. Sämtliche Wohnungseingänge liegen an dieser Halle. Schmale Fenster ermöglichen den sozialen Bezug von den Essbereichen einzelner Wohnungen in diese Gemeinschaft hinein. Jede Wohnung wird über einen grosszügigen Eingangsbereich betreten. An diesen grenzen das behindertengerechte Bad mit WC und ein Abstellraum (welcher bei Bedarf mit einem zusätzlichen WC oder mit einem eigenen Waschturm ausgerüstet werden kann) an, ebenso die Zimmereingänge und die Küche. Die Küche ist als hölzerner Kubus (in Lärche) in den Wohnraum geschoben und steht als eigentliche Stube in den Wohnungen. Auf diese Weise kann der Alltag in unterschiedliche Erlebnisbereiche zoniert werden. Die Küchen können umgangen werden. Das natürliche Tageslicht fällt bis in die Eingangshalle und belichtet auch das Bad. Es entstehen fliessende Raumfolgen. Durch die unterschiedlichen Lichtstimmungen strahlen die Wohnungen eine heitere Leichtigkeit aus. Ein überraschender Gegensatz zur steinernen Aussenfassade. Das Raumkontinuum ermöglicht viele überraschende Aus-, Ein- und Durchblicke. Innen und Aussen verschmelzen. 

 

Die in jeder Wohnung unterschiedlich gesetzten Fenster rahmen die heimische Bergwelt, aber auch die Bauten der Nachbarschaft zu unverwechselbaren, individuellen Bildern der Heimat ein. Diese Verortung des Baus prägt auch die Wahl der Detaillierung sowie der Materialien. In den Wohnungen sind nur drei einheimische Materialien eingesetzt: Lärchenholz für die Fenster, die Küchen und die Böden, Weissputz an Wänden und Decken, Kleinkeramik in den Nasszellen. Die materielle Beschränkung lässt Erinnerungen an erlebte Bilder und Gerüche wach werden. Die Fenster werden traditionellen Bündnerischen Baumethoden entsprechend entweder fassadenbündig als begehbare Erker mit innen liegender Sitzbank ausgebildet oder tief in der Leibung geschützt angeschlagen. Die Balkone stülpen sich in den Baukörper und sind wind- und wettergeschützte Aussenräume. Die Individualität des Einzelnen, aber auch des jeweiligen Ortes innerhalb der Gemeinschaft soll nicht unterdrückt werden und prägt deshalb auch das Fassadenbild. Kein einheitlicher, normierender Fassadenraster bestimmt den Ausdruck des Gebäudes, sondern eine auf die jeweilige Qualität des Ortes reagierende Einzellösung. John Cage sagt dazu: Das individuelle Chaos innerhalb einer gemeinsamen Ordnung. Das Seniorenzentrum Bongert ist ein Haus mit einer wohnlichen Geborgenheit und mit einem wohltuenden Weitblick. Es ist auf sich selbst bezogen und gleichzeitig in der Welt verankert.

​Bauherr

Bürgergemeinde Bonaduz

 

Architekt

Frei & Ehrensperger Architekten

Projektleitung: Roland Frei, Dirk Steinbach

Mitarbeit: Birgit König, Simone Schmid

 

Bauleitung

Frei & Ehrensperger Architekten

Markus Foi, Chur

 

Kenndaten

Grundstücksfläche: 4’254 m2    

Geschossfläche: 2’440 m2

Umbauter Raum SIA: 7’160 m3 (SIA 416)

Baukosten: 6.5 Mio. CHF    

Nutzung : 15 Alterswohnungen, Öffentliches Restaurant,

Spitex Imboden, Coiffeur, Garage mit 8 Parkplätzen

 

Wettbewerb

2009, 1.Preis

 

Planung und Fertigstellung

2009 - 2011​

​

Fotos

Guido Baselgia

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