schulhaus wetzwil
Studienauftrag
Erweiterung und Sanierung Schulhaus Wetzwil, Herrliberg
2017
Bauherr
Gemeinde Herrliberg
Generalplanerteam
Architekt: Frei & Ehrensperger Architekten, Zürich
Mitarbeit: Stavroula Tsafou
Baumanagement: ReBo Partner AG, Zürich
Bauingenieur: Dr. Lüchinger + Meyer AG, Zürich
HLKS-Planer: 3-Plan AG, Winterthur
Landschaftsarchitekt: Fabienne Kienast Weber, Rümlang
Visualisierung
Frei & Ehrensperger Architekten, Zürich


Die Gemeinde Herrliberg Wetzwil schreibt 2017 einen Studienauftrag unter drei präqualifizierten Generalplanerteams aus. Gefordert wird eine Erweiterung mit zwei Klassenzimmern, zwei Horträumen und das Einhalten der Richtlinien der 2000-Watt-Gesellschaft. Paradox, denn die bestehende Schulanlage steht perifer, ausserhalb des Dorfes in einer eigentlichen Landwirtschaftszone, die bestehenden Gebäude entsprechen den Vorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft in keinster Weise. Frei & Ehrensperger Architekten versuchen deshalb, diesen nicht behebbaren Missstand nicht mittels willkürlicher Zahlenarithmetik schön zureden, sondern konzeptionell auf das Problem zu reagieren:
Der Schulbau als didaktisches Werkzeug
Wenn die Schule als Labor des Lernens verstanden werden möchte, müsste es auch möglich sein, das Schulhaus als didaktisches Werkzeug benutzen zu können. Der Bau, das Gebäude selbst, mutiert von einem starren, von Normen stigmatisierten, unflexiblen Korsett in ein flexibel nutzbares Gewand. Es wird zu einem didaktischen Werkzeug. Keine Angst! Wir wollen die Schule nicht neu er-finden, aber mit kleinen Verschiebungen der bisherigen Sichtweise dazu beitragen, dass das Bekenntnis zu einer 2000-Watt-Gesellschaft kein leeres Lippenbekenntnis bleibt, sondern aktiv erlebt und eingeübt werden kann.
Transparenz - Intimität
Das Bedürfnis, sich zurückziehen zu können, ist ein grundsätzliches Bedürfnis eines jeden Menschen. Ebenso aber auch das Bedürfnis, im Freien zu sein. Der Urtypus der Schule: Das gemeinsame Sitzen und Lernen unter einem schützenden Baum. Das bestehende Primarschulhaus verkörpert das introvertierte Klassenzimmer, dunkel, kleine Fenster. Man kann nicht öffnen, selbst wenn man möchte. Eine Architektur des entweder-oder. Der Erweiterungsbau soll transparent und offen in die Natur sein, unter einem Dach, unter einem Baum. Aber, man kann diese Räume mit sekundären Massnahmen introvertieren, wenn die Lehrsituation dies erwünscht. Eine Architektur des sowohl-als-auch nicht entweder-oder. Transparenz ist eine Mög-lichkeit, kein Zwang. Der Erweiterungsbau ergänzt das bestehende Primarschulhaus durch die in allem existierende Polarität. Es gilt, diese Konflikte gemeinsam aus-handeln zu lernen.
Der unbeheizte Korridor
Der Korridor soll temperiert (innerhalb des Dämmperimeters) aber nicht aktiv beheizt werden. Eine thermische Pufferschicht, in welcher die unterschiedlichen Temperaturen der Jahreszeiten körperlich erlebt werden. In einem Haus ist es nicht automatisch warm.
Der Wintergarten
Zwischen dem bestehenden Primarschulhaus und dem Erweiterungsbau wird ein zweigeschossiger Wintergarten unter die Dachhaut (die in diesem Bereich unter den Latten nicht isoliert, sondern verglast wird) geschoben, er wird gegen den Korridor verglast. Ein Raum mit einem speziellen Mikroklima, in welchem Pflanzen wachsen, welche im Freien, den Jahreszeiten ausgesetzt, nicht wachsen resp. überwintern können.
Der eigene Garten
Jedem Hortraum ist im Norden ein kleiner Pflanzgarten zugeordnet. Das Verständnis von wachsen und vergehen ist ein urmenschliches Bedürfnis. Das Erleben von Farben und Gerüchen. Zu erleben, dass aus einem selbst gepflanzten Samen eine Tomate wächst, die anders riecht, als diejenige, die ich im Laden kaufe. Zu kochen und direkten Zugang zu einem Gewürzbeet zu haben. Zu lernen, die Gerüche den einzelnen Kräutern zuzuordnen.