Micafil Zürich-Altstetten
Projektwettbewerb
Wohnsiedlung Micafil, Zürich-Altstetten
1995, 2. Preis
Bauherr
Schweizerische PTT Betriebe / SBB Kreisdirektion III Zürich
Baukosten: ca. 110 Mio. CHF
Der städtebauliche Massstab
„Mit einem grossmassstäblichen Eingriff gelingt es, in einer unwirtlichen Umgebung ein neues und eigenständiges Wohnquartier zu schaffen. Die neue Bebauung wird vom Freiraum umflossen. Die Gestaltung wird von aussen nach innen, entsprechend der Bebauungsdichte, intensiver. Der Umgang mit den Wassersystemen wird der Künstlichkeit des Ortes gerecht. Durch die Konzentration der Garagierung auf zwei Geschossen im Sockelbereich wird das ganze Gebiet verkehrsfrei. Bemerkenswert ist der Versuch einer natürlich belichteten Mischnutzung von Erschliessung, Ein-stellhalle und Nebenräumen der Wohnungen im Sockelbau. Dies könnte ein Beitrag zum selbstverständlichen Umgang mit den Individualfahrzeugen sein. Die innere Organisation ermöglicht ein vielfältiges Wohnungsangebot."
(Aus dem Bericht des Preisgerichtes)
Ziel des Entwurfes ist es, dem neuen, zwischen Güterbahnhof und SBB Hochstrasse isolierten Stadtquartier (256 Wohnungen) eine eigene, unverwechselbare Identität zu geben und die gewünschte Wohnnutzung mit adäquaten Nutzungsangeboten so aufzuwerten, dass eine minimale Urbanität entstehen kann. Der Grossteil der Familienwohnungen kann in den drei 4-geschossigen, Nord-Süd orientierten niedrigen Baukuben untergebracht werden. Der Kontakt zum Boden zu den öffent-lichen Aussenräumen bleibt so gewährleistet.
Die Fassadengestaltung ist nicht Selbstzweck, sondern entwickelt sich aus der Grundrissstruktur und der Eigenheit des Ortes. Wohnen hinter den Geleisen. Das rhythmische Ein- und Ausfahren der Züge in den Hauptbahnhof Zürich ist Bestandteil des Wohnwertes an diesem Ort. Doch wie hat schon Karl Valentin treffend gesagt: Kunst ist schön – macht aber Arbeit. Auf den Ort bezogen heisst das: Die Aussicht auf das Geleisfeld ist zwar unbeschreiblich poetisch, aber lärmig. Entwickelt werden deshalb Wohnungen die allseitig mit dienenden Pufferräumen eingepackt werden: Laubengängen, Veranden, Wintergärten, Balkonen, Erker. Sowohl als auch Räume: Sowohl innen als auch aussen. Das Zwiebelprinzip. Der innerste, intimste Kern wird sorgfältig eingewickelt. Ein Prinzip das auch den gehobenen Anforderungen unserer Geselllschaft an nachhaltiges Bauen zu ent-sprechen vermag. Nichts ist eindimensional, alles ist mehrdeutig und dient mehreren Dingen: der Laubengang ist nicht nur Erschliessung, auch Aufenthalts- und Begegnungszone. Er kann die Fassade beschatten aber auch den Lärm abhalten. Die Frage ist, wie er gestaltet wird.