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Grenzen - Sowohl als auch

Der bauende Architekt macht eigentlich nichts anderes, als Grenzen zu definieren. Membranen zwischen den Gegensätzen, zwischen innen und aussen, zwischen hell und dunkel, zwischen mein und dein, zwischen kalt und warm. Letztlich ist es die Qualität dieser Grenzen, welche entscheidend mitbestimmt, wie das Instrument Haus, das Gefüge Stadt von den Bewohnerinnen bespielt, wie die Leere gefüllt werden kann. Eine Stadt, ein Haus, ein Zelt oder eine Höhle. Die Leere muss vom Menschen gefüllt werden. Die Grenzen legen nur Tonart und Tonalität fest. Moll, Dur, andante, furioso. Gebäude sind Resonanzkörper des Lichtes. Gebäude sind Instrumente.

 

Im Japanischen gibt es den Begriff 'goen'. Er bezeichnet das philosophische Dilemma, dass alles allein sein will und nichts allein sein kann. Sowohl als auch. Diese philosophische Einsicht prägt die traditionelle Architektur Japans massgeblich. Als 'engawas' werden die Raumzonen bezeichnet, welche sowohl dem Innen-, als auch dem Aussenraum zugeordnet werden können, je nachdem wie die raumbegrenzenden Elemente vom Bewohner bespielt werden. Nicht entweder innen oder aussen, sondern innen und aussen. Nicht entweder Haus oder Zelt, Haus und Zelt. Nicht entweder Stadt oder Landschaft, Stadtlandschaft. Diese Dualität der Raumgrenzen hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie Licht in einen Raum fallen kann. Es wird gefiltert, fällt weicher ein und erzeugt unterschiedliche Stimmungen.

 

In unserem Kulturkreis gilt vor allem das Entwederoder, das Ausschliessende. Die Raumgrenzen sind deshalb meistens ausschliessend. Das Licht fällt ungefiltert hart ein.

Fotografien

​Takayama Jinya, Japan

 

Fotos

Lisa Ehrensperger, Roland Frei,

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