top of page

Mehrzwecksporthalle Güttingen

Laterna Magica

Das Dorf tritt nur am Rande als homogene Dachlandschaft in Erscheinung. Die Stimmung des Ortes wird durch die Weite des landwirtschaftlich genutzten Terrains geprägt. Landwirtschaftliche Infrastrukturbauten ducken sich in das Relief: niedrige, aber flächige Gewächshäuser, mit schwarzen Netzen überspannte Obstkulturen. Diese Obstkulturen treten je nach Tages- und Jahreszeit als unterschiedlich dominantes landschaftsarchitektonisches Element in Erscheinung. Je nach Lichtstimmung wirken die Netze als dunkle geschlossene Wand oder aber als transparenter Schleier. Ganz beiläufig werden unter diesen Netzen Räume mit enormen Ausmassen aufgespannt.

 

Die neue Mehrzweckhalle ist ein Solitärbau im Zentrum der Anlage, der zumindest anfänglich auf einer freien Ebene zu liegen kommt. Damit die Präsenz des neuen Gemeinschaftsbaues nicht zu dominant in Erscheinung tritt, wird dem Gebäude das Bild eines Zeltes zugrunde gelegt. Analog der mit dunklen Stoffnetzen verhüllten Obstplantagen soll der konstruktive Holzbau mit Netzen teilweise verhüllt werden können. Je nach Tages- und Jahreszeit wird der Bau unterschiedlich wirken. Am Tag von weitem als ruhiger auf dem Feld liegender Quader. Je näher man kommt, desto mehr wird sich die Geschlossenheit der Verhüllung in eine transparente Membran auflösen. In der Nacht leuchtet die Halle als lichte Laterne (laterna magica) und löst sich in ihre einzelnen konstruktiven Elemente auf.

 

Der hohe Hallen- / Bühnenbereich durchdringt einen ihn umgebenden niederen Kranz von Nebenräumen. Diese Durchdringung wird durch eine äussere Zeltkonstruktion überspielt. Über der Nebenraumzone entsteht eine beschattete Terrasse als Klimapuffer zur Halle, aber auch als architektonische Verknüpfung von Nebenraumzone und Halle. Die Terrassen orientieren sich auf den Pausenplatz, den Allwetterplatz, den Eingangsplatz und auf das Fussballfeld.

 

Halle und Bühnenbereich sind als Raum im Raum konzipiert. So entstehen vielfältige Ein- und Aussichtsmöglichkeiten. Im Erdgeschoss dringt das Licht diffus in die Nebenraumkuben, die Personen werden scherenschnittartig erkennbar. Im oberen Hallenbereich fällt das Tageslicht direkt ein, das heisst, wenn nicht die Beschattungssegel gezogen sind. Dann wird das grelle Sonnenlicht nämlich durch einen mysteriösen Schleier gefiltert. Das Haus ist eher Zelt, denn Höhle. Es beherbergt und schützt aber grenzt nicht aus. In der Nacht bei Anlässen steht es als 'laterna magica' auf dem Feld. Kein Gebäude das protzen will, sondern eines, das sich auf selbstverständliche Art und Weise in die Bautradition Güttingens einfügt.

Studienauftrag 2002

​

Bauherr

Gemeinde Güttingen

​

Baukosten: ca. 10 Mio. CHF

bottom of page